Die Entwicklung der Schmetterlinge

Das Leben eines Schmetterlings beginnt mit seiner Geburt: Aus einem Ei schlüpft eine kleine Raupe. Ihr Körper ist langgestreckt und besitzt acht Beinpaare, drei unterhalb der Brust, vier am Bauch und eins am Körperende. Am Kopf besitzt die Raupe ein Paar Mandibeln, mit denen sie während ihres gesamten Raupendaseins an Pflanzen ihre Nahrung abbeißt. So frisst und wächst sie. Doch ihr Außenskelett ist starr und wächst nicht mit, so dass es im Laufe der Zeit mehrfach durch ein neues, größeres Außenskelett ersetzt werden muss. Es ist wie bei den Menschenkindern, die, weil sie wachsen, ständig neue Kleidung brauchen. Ist die Raupe ausgewachsen, geht ihre Kindheit zu Ende. Es kommt die Zeit der großen Veränderungen. Die Raupe spinnt einen Seidenfaden, um sich an einem Grashalm zu befestigen, oder sie hat im Schutz eines Blattes eine kleine Puppenstube gebaut. An diesen Ort, den die Raupe aussucht, ist die weitere Entwicklung nun für Wochen oder gar Monate gebunden. Ein letztes Mal wird jetzt das Raupenskelett abgestreift und der junge Schmetterling verwandelt sich zu einer Puppe. Das Tier befindet sich nun sozusagen in der Pubertät. Ganze Körperteile werden jetzt ab- und neu aufgebaut. Das Außenskelett der Puppe zeigt schon Konturen des zukünftigen Falters: den Kopf mit Augen, Fühlern und Rüssel, den Brustbereich mit drei Bein- und zwei Flügelpaaren sowie den Hinterleib. Im Körperinneren dauern die Umbauprozesse an. Die Puppe ist weitgehend unbeweglich und kann bestenfalls ein bisschen mit dem Hinterleib zappeln, was sie auch macht, wenn sie sich gestört fühlt. Geht die Pubertät des Schmetterlings zu Ende, wird das Außenskelett durchsichtig und die Flügel bekommen ihre Farbe. Jetzt lohnt es sich, auf den Schlupf des Falters zu warten, der in nur wenigen Stunden bevorsteht. Ein letztes Mal im Leben des Schmetterlings wird das Außenskelett abgestreift: Es öffnet sich vom Kopf her und der Falter krabbelt heraus. Seine Flügel sind noch klein und uneben. Er benötigt jetzt einen Grashalm oder einen feinen Zweig, an dem er emporklettern und sich gut festhalten kann, denn er muss alle Kraft aufwenden, um Körperflüssigkeit, die Hämolymphe, in seine Flügeladern zu pumpen.

Nur so entfalten sich die Flügel zu ihrer vollen Schönheit und taugen zum Fliegen.


Der Schmetterling ist nun erwachsen. Fortan wird er nicht mehr wachsen und muss deshalb sein Außenskelett nicht mehr erneuern. Etwa eine Stunde benötigen die Flügel zum Aushärten, dann erobert der Falter die Lüfte, fliegt von Blüte zu Blüte, saugt mit seinem Rüssel Nektar und hält Hochzeit. Am Ende des Schmetterlingslebens legen die Weibchen ihre Eier, aus denen bald wieder kleine Räupchen schlüpfen. Je nach Schmetterlingsart, Jahreszeit und vorherrschenden Temperaturen kann die Entwicklung vom Ei bis zum Falter ein paar Wochen oder auch ein ganzes Jahr dauern. Wenn es gilt, den Winter zu überstehen, vergehen oft viele Monate der Winterruhe, bevor die Entwicklung im folgenden Frühling fortschreitet. Die verschiedenen Lebensphasen eines Schmetterlings gehen nicht nur mit einer Gestaltumwandlung, der vollständigen Metamorphose, einher. Meist haben Raupe und Falter ein und derselben Art auch unterschiedliche Nahrungspflanzen und benötigen unterschiedliche Lebensräume. Nur wenn in der Umwelt alle Voraussetzungen erfüllt sind, kann sich aus einem Ei eine Raupe, dann eine Puppe und schließlich ein Falter entwickeln.

Tipp – Die Metamorphose eines Schmetterlings beobachten

Baue einen Zuchtbehälter mit den Abmessungen 30 × 30 × 60 cm, Boden und Rückwand aus Sperrholz sowie Seiten, Front und Dach aus feinmaschiger Gaze; die Front als Tür mit Scharnieren auf der einen sowie Haken und Öse auf der anderen Seite. Stelle den Behälter im Freien an einer halbschattigen, vor Zugluft und Starkregen geschützten Stelle oder in einem Raum an einem Fenster auf. Lege auf den Boden Zeitung oder Küchenpapier. Suche im Mai – Juni an Kohlpflanzen oder Kapuzinerkresse Eier und Raupen von Kohlweißlingsarten. Gib sie mit den Blättern in den Behälter. Reiche täglich frisches Futter, entferne welke Pflanzen und Exkremente und wechsle gegebenenfalls die Papierauslage. Achte darauf, die empfindlichen Raupen beim Futterwechsel vorsichtig anzufassen. Sind sie frisch gehäutet, dann warte damit einen Tag, bis ihr Außenskelett ausgehärtet ist. Noch empfindlicher sind die Puppen. Löse sie nie von der Verpuppungsstelle sondern warte geduldig, bis du die weiße und schwarze Flügelzeichnung erkennen kannst. Dann steht der Schlupf des Falters, meistens vormittags, kurz bevor.