Pflanzen für Schmetterlinge

Pflanzen sind die Nahrung für eine Schmetterlingspopulation! Die Beziehung zwischen Raupen und Pflanzen gleicht einem Wettstreit. Während die Raupen an den Pflanzen fressen um satt zu werden, versuchen sich die Pflanzen davor mit chemischen und physikalischen Tricks zu schützen. In diesem Wettstreit sind beispielsweise die Senfölglykoside entstanden, mit denen sich die Kohlgewächse vor gefräßigen Raupen schützen. Doch manche Raupen, wie die der Kohlweißlinge und Aurorafalter, haben sich genau an diese Stoffe angepasst und können sich sogar nur an Kohlgewächsen entwickeln. Uns Menschen machen die Senfölglykoside den Kohl erst schmackhaft, weshalb der Gärtner wiederum im Wettstreit mit den Raupen der Kohlweißlinge steht. Bei den Faltern verhält es sich anders. Die Blüten locken sie mit prächtig gefärbten Blütenblättern an und produzieren für sie Nektar. Während die Falter diesen trinken, werden ganz nebenbei die Blüten bestäubt. Welche Pflanzen an einem Standort gedeihen, hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Zu ihnen zählen klimatische Faktoren wie Niederschlag, Temperatur und Wind, das Relief mit der Ausrichtung zur Sonne, Hang- und Höhenlage, Bodenfaktoren wie Bodenart, Bodenprofil, Chemismus, Wassergehalt, Humusgehalt und Bodenlebewesen sowie auch der Mensch, der Wälder rodet, Wiesen mäht sowie Dünger und Pestizide ausbringt. Und nicht zuletzt beeinflussen sich die Pflanzen gegenseitig durch Konkurrenz. Im Folgenden findet sich eine Übersicht von Pflanzenarten, die für die Entwicklung unserer acht Tagfalterarten besonders geeignet sind. Zunächst werden für jede Pflanze wichtige Standortansprüche sowie ihre Blütezeit genannt. Dann wird in einer Tabelle aufgelistet, welche Tagfalterarten als Raupe bzw. als Falter welche Pflanzenarten benötigen.

Hitliste der Schmetterlingspflanzen im FloraWeb des Bundesamtes für Naturschutz

Tipp: Welche Tagfalter an einem Standort vorkommen können, hängt von den Standortfaktoren und den daraus möglichen Vorkommen von Pflanzenarten ab. Sieh genau hin, ob dort Pflanzen feuchter oder trockener bzw. nährstoffarmer oder nährstoffreicher Standorte wachsen. Versuche nicht, ungeeignete Pflanzen einzubringen oder zu fördern. Mähe unerwünschte Pflanzen, wenn sie zur Blüte gelangen und lass erwünschte Kräuter zur Samenreife kommen, damit sie sich vermehren können. In den allermeisten Fällen werden sich Tagfalter ansiedeln, wenn es das Mahdregime erlaubt und auf den Einsatz von Pestiziden verzichtet wird.

Übersicht über die Schmetterlingspflanzen für acht Tagfalterarten

Die Nutzung der Pflanzen durch Falter (F) und Raupen (R). Mit einem * gekennzeichnete Pflanzenarten sind in der Bestimmungshilfe „Artenreiches Grünland“, herausgegeben vom Sächsischen Landesamt für Umwelt Landwirtschaft und Geologie, enthalten.

Pflanzentabelle.pdf


Doldenblütengewächse
Möhre (Daucus carota) – typische Ruderalpflanze auf durchlässigem Boden, zweijährig, wenig konkurrenzstark. Blütezeit: Juni bis September.

Bärwurz (Meum athamanticum) – ausdauernde Staude in Silikat-Magerrasen und nährstoffarmen Wiesen im Bergland. Blütezeit: Mai bis Juni.

Kleine Bibernelle (Pimpinella saxifraga) – ausdauernde Staude in sonnigen Magerrasen und lichten Kiefernwäldern, auf Kalk- und Lehmböden des Tief- und Berglandes. Blütezeit: Juli bis September.

Wiesensilge (Silaum silaus) – ausdauernde Staude nährstoffreicher, sommerwarmer, oft wechselfeuchter Standorte, Lehm und Basenzeigerpflanze. Blütezeit: Juni bis September.






Heidekrautgewächse

Heidekraut (Calluna vulgaris) – Zwergstrauch saurer Magerrasen und lichter Wälder auf Rohhumus- oder Sandboden, wächst in Lebensgemeinschaft mit Wurzelpilz, der die Nährstoffversorgung unterstützt. Blütezeit: August bis Oktober.

Glockenheide (Erica tetralix) – Zwergstrauch mooriger Wälder und Heiden. Blütezeit: Juli bis August.


Geißblattgewächse

Ackerwitwenblume (Knautia arvensis) – ausdauernde Staude auf nährstoffreichen, feuchten (nicht nassen) Lehmböden, Tiefwurzler, etwas wärmeliebend, in Wiesen gut schnittverträglich. Blütezeit: Juli bis August.

Gewöhnlicher Teufelsabbiss (Succisa pratensis) – Flachmoorwiesen, wechselfeuchte Magerrasen und Raine, vor allem in Berglagen; war früher in Sachsen häufig, ist wohl infolge von Düngemaßnahmen vielerorts verdrängt worden (d. h. in Gesellschaft mit anderen Arten wenig konkurrenzstark). Blütezeit: Juli bis September.

Arzneibaldrian (Valeriana officinalis agg.) – ausdauernde Staude; nasse Wiesen, Grabenränder: auf nährstoffreichen staunassen, sickerfeuchten oder wechselfeuchten Humusböden, Sumpfbaldrian auf neutralen bis schwach sauren Standorten (z. B. humose Torfböden), der Echte Arzneibaldrian auf lehmig-tonigen Böden oder Kalkschuttböden. Blütezeit: Mai bis Juni (Sumpfbaldrian) bzw. Juli bis August (Echte Arzneibaldrian).






Knöterichgewächse

Wiesensauerampfer (Rumex acetosa) – ausdauernde Staude auf feuchten (nicht nassen), nährstoffreichen, sauren Lehm- und Tonböden, suboptimal auch auf mageren Torfböden wachsend.

Kleiner Sauerampfer (Rumex acetosella) – ausdauernde Staude, Pionierpflanze auf sauren, trockenen bis mäßig feuchten Rohböden (Sand, Moor, Heide, magere Wiesen und Weiden), bis 1 m tief wurzelnd; Ebene bis Gebirge.






Korbblütengewächse

Gewöhnliche Schafgarbe (Achillea millefolium) – ausdauernde Staude; lichthungrige, nässescheuende Pionierpflanze auf nährstoffreichen, lockeren sandigen, steinigen oder tonigen Böden, auch in Halbtrockenrasen und Sandmagerrasen, in Gesellschaft mit anderen Arten wenig konkurrenzstark (wird überwachsen und verdrängt). Blütezeit: Juni bis Oktober.

Sumpf-Schafgarbe (Achillea ptarmica) – lichthungrige, ausdauernde Staude; (wechsel)nasse oder moorige, nährstoffreiche Wiesen, Grabenränder, kalkmeidend, Ebene bis mittlere Berglagen. Blütezeit: Juli bis August.

Wiesenflockenblume (Centaurea jacea) – lichthungrige, tief wurzelnde Pionierstaude auf Rohböden, in Magerrasen, Moorwiesen und auf Weiden, bevorzugt (wechselfeuchten) tiefgründigen, lockeren Lehmboden. Regelmäßiger Schnitt fördert die Konkurrenzkraft gegenüber anderen Arten, da die Pflanzen sich dann stärker verzweigen. Blütezeit: Juni bis September.

Skabiosenflockenblume (Centaurea scabiosa) – lichtliebende, tief wurzelnde Pionierstaude kalkreicher Lehm- und Lössböden, auch auf Kalk-Magerrasen und mäßig trockenen Mähwiesen, Wald- und Gebüschränder (Raine). Blütezeit: Juli bis Oktober.

Verschiedenblättrige Kratzdistel (Cirsium heterophyllum) – ausdauernde Staude in feuchten bis nassen Bergwiesen auf nährstoffreichen Tonböden; Blätter wenig „kratzig“, in den mittleren und höheren Lagen des Erzgebirges häufig. Blütezeit: Juli bis August.

Sumpfkratzdistel (Cirsium palustre) – zweijährige Art feuchter Standorte, in Nass- und Moorwiesen, an Quellen und Gräben auf Lehm- oder Tonböden, Ebene bis Gebirgslagen. Blütezeit: Juli bis September.

Gewöhnliche Kratzdistel (Cirsium vulgare) – lichtliebende, zweijährige, 1,5 – 2 m hohe Staude, die sich auf nährstoffreichem, humosen Lehmboden durch Selbstaussaat gut hält. Blütezeit: Juni bis Oktober.

Herbstlöwenzahn (Scorzoneroides autumnalis) – ausdauernde Staude auf stickstoffreichen Lehm- und Tonböden, trittverträglich, wächst auf verdichteten Böden, Tiefland bis Hochgebirge. Blütezeit: Juni bis Oktober.

Rainfarn (Tanacetum vulgare) – ausdauernde Staude sommerwarmer, feuchter, gern sandiger Lehm- und Tonböden, bildet Ausläufer, gut schnittverträglich. Blütezeit: Juli bis September.









Kreuzblütengewächse

Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata) – ausdauernde Staude, die zu Beginn des Sommers in Ruhe geht (Vergilbung und Absterben der oberirdischen Teile), braucht Halbschatten und Luftfeuchtigkeit sowie feuchten, nährstoffreichen Lehmboden (Wald- oder Gebüschpflanze). Blütezeit: April bis Juni.

Wiesenschaumkraut (Cardamine pratensis) – ausdauernde Wiesenstaude nährstoffreicher Böden, meidet aber trockene Standorte. Typische Frühlingsart, die bald nach der Fruchtreife in Ruhe geht, aus Blattstecklingen leicht vermehrbar. Blütezeit: April bis Juni.

Ackerhellerkraut (Thlaspi arvense) – einjährig, Ackerwildkraut und Ruderalpflanze, Lehmzeiger auf feuchten, nährstoff- und basenreichen Böden ohne dichten Bewuchs, hält sich nicht dauerhaft in einer Wiese. Blütezeit: April bis Oktober.






Lippenblütengewächse

Thymian (Thymus pulegioides) – ausdauernder, kriechender Zwergstrauch, licht und wärmeliebender Erstsiedler auf Magerrasen und Magerweiden, in Kiesgruben, an Böschungen oder Felsen; Magerkeitszeiger, der leicht durch wüchsigere Arten verdrängt (= überwachsen) wird, wenn zu viele Nährstoffe im Boden vorhanden sind. Blütezeit: Juli bis September.






Nelkengewächse

Kartäusernelke (Dianthus carthusianorum) – ausdauernde, kalkliebende Staude; auf mageren, trockenen, warmen, lockeren steinigen, sandigen oder sandig-lehmigen Böden; sonnige Hänge, Felsen, in Sachsen nur lokal verbreitet (fehlt z. B. im Erzgebirge). Blütezeit: Juni bis September.






Schmetterlingsblütengewächse

Gewöhnlicher Hornklee (Lotus corniculatus) – ausdauernde Staude, die sowohl auf feuchten Fettwiesen als auch auf halbtrockenen Kalkmagerrasen und trockenen Brachflächen gedeiht. Blütezeit: Juni bis August.

Sumpfhornklee (Lotus pedunculatus) – ausdauernde Staude in nassen Wiesen, an Ufern, Gräben und sickernassen Quellstandorten; nährstoffreiche, schwach saure Tonböden; Sonne bis Halbschatten; Ebene bis Mittelgebirge. Blütezeit: Juni bis Juli.

Bastardluzerne (Medicago × varia) – ausdauernde Staude, bis 5 m tief wurzelnd, in Wiesen, an Wegen und Böschungen auf tiefgründigen, oft kalkhaltigen Lehm und Lössböden in warmer Lage, mindestens seit 1774 in Sachsen eingebürgert. Futterpflanze in der Landwirtschaft. Blütezeit: Juni bis September.

Weißklee (Trifolium repens) – ausdauernde Staude, bis 70 cm tief wurzelnder Kriechpionier auf feuchten (nicht nassen) nährstoffreichen, meist dichten Lehm und Tonböden; Stickstoffzeiger, sachsenweit vorkommend. Blütezeit: Mai bis September.


Süßgräser

Gemeines Knäuelgras (Dactylis glomerata) – ausdauerndes Horstgras, Fettwiesen und Waldlichtungen auf feuchten Lehm- und Tonböden (wächst auch als Erstbesiedler auf Rohboden), Stickstoffzeiger.
Wolliges Honiggras (Holcus lanatus) – ausdauerndes Horstgras mäßig nährstoffreicher, sicker- oder grundfeuchter (bis nasser) humoser Ton- und Lehmböden, seltener auch auf Torfböden; lebt in Symbiose mit Wurzelpilz. Ebene bis unteres Mittelgebirge.

Wiesenlieschgras (Phleum pratense) – ausdauerndes Horstgras, Wiesen, Weiden auf feuchten, nährstoffreichen Lehm und Tonböden, tritt- und weidefest.

Wiesenrispengras (Poa pratensis) – ausläuferbildendes Horstgras; Wiesen, Wegraine, Brachflächen, lichte Wälder; sommerwarme, feuchte bis wechselfeuchte, lockere, humose Lehmböden (wächst auch als Erstbesiedler auf Rohboden), Licht bis Halbschatten.


Veilchengewächse

Ackerstiefmütterchen (Viola arvensis) – einjährige Pflanze auf Äckern (besonders im Wintergetreide), Brachen, an Wegrainen, Ansprüche ähnlich der nachfolgenden Art, sachsenweit in allen Höhenlagen vorkommend. Blütezeit: April bis Oktober.

Wildes Stiefmütterchen (Viola tricolor) – einjährige Pflanze, die offene Stellen braucht, um sich jährlich neu zu etablieren; im lockeren Gras an Böschungen oder spärlich bewachsenen Wegrainen und Brachflächen, auf feuchten (nicht nassen), mehr oder weniger nährstoffreichen, meist sauren humosen Sand oder Lehmböden, Hauptverbreitung im Mittelgebirge. Blütezeit: April bis September.